Eine neue Strategie, ein neues Produktportfolio und dann die erste Frage: „Was hat sich geändert?“ Schlimmer kann ein Interview nicht starten. Eine Grundregel, einen Text in Frage-Antwort-Schema zu verfassen, lautet daher: Interviews dienen nicht der Wiedergabe, sondern der Auseinandersetzung.
Wer eine Wiedergabe wünscht, sollte andere Stilformen, beispielsweise die Nachricht, nutzen. Ein Interview nur um der Abwechslung halber zu verfassen, wird der Stilform nicht gerecht. So sollte auch in unternehmenseigenen Magazinen eine kritische Auseinandersetzung unter journalistischen Kriterien stattfinden. Geschäftsführern, Pressesprechern oder Marketing-Verantwortlichen, die eine solche kritische Auseinandersetzung scheuen, sei gesagt: Eine schlagfertige Antwort kann eine kritische Frage ins Gegenteil verkehren und die eigenen Stärken noch besser zur Geltung bringen. Unzusammenhängende Aneinanderreihungen von (Ab)fragen sollten ebenso tabu sein. Bei Interviews sollte in jedem Kontext gelten: Der Autor darf niemals zum Fragenkatalog-Onkel werden!
Vor dem Schreibprozess
Aufzeichnungen oder Mitschnitte von geführten Interviews sind daher ausschließlich das Rohmaterial für ein geschriebenes Interview. Um lange Ausführungen zu vermeiden, sollte Gesprochenes und Geschriebenes mindestens 30 Prozent auseinander liegen. Die Folge sind Kürzungen und Umstellungen, wobei eines beachtet werden muss: Interviews sollten fair und im Sinne des Interviewten verfasst sein. Um diese Abweichungen vom eigentlich Gesprochenen zu prüfen, sind Autorisierungen in Deutschland gängige Praxis. Darüber hinaus ist aber bei journalistisch angelegten Interviews vieles erlaubt: Vor allem die Chronologie eines geführten Interviews sollten Autoren durchbrechen, solange es der Dramaturgie zuträglich ist. Inhalte sollten logisch gebündelt, Brüche vermieden werden. Was zu einer spannenden Dramaturgie führt…
Ein konfliktbeladener Fokus als roter Faden
Jeder Auseinandersetzung wohnt ein Konflikt inne. Dieser ist immer Bestandteil eines speziellen Fokus auf ein weiter gefasstes Thema. Der Fokus dient vor allem als roter Faden für das Interview. Der immanente Konflikt sorgt für die nötige Spannung. Ein Beispiel: Ein Unternehmen eröffnet einen neuen Produktionsstandort inmitten der Wirtschaftskrise. In dem übergeordneten Thema Investitionen am Standort Deutschland liegt der Fokus auf der Expansionsstrategie des Unternehmens. Der Konflikt spiegelt beispielsweise den Gegensatz zwischen dem schwierigen Umfeld für Investitionen und dem Mut zur Investition in solch einer Lage wieder. Die Fragen sollten so angelegt sein, dass der Befragte einen gewissen Rechtfertigungsdruck verspürt – auch wenn er beispielsweise in einem Kundenmagazin faktisch gar nicht besteht.
Form folgt Inhalt
Diese inhaltliche Spannung wird unterstützt durch eine ebenso spannende Dramaturgie. Monologisierende Passagen sind grundsätzlich zu umgehen. Sollten längere erklärende Abschnitte unvermeidlich sein, können diese durch einschiebende Fragen durchbrochen werden. Ein ansprechender Rhythmus sorgt für einen ansprechenden Lesefluss. Lange und kurze Antworten, stets inhaltlich fundiert, sollten sich in einem angemessenen Verhältnis abwechseln. Lange Antworten beinhalten erklärende Inhalte, kurze eher Zahlen und Fakten.
Bis zum großen Gong
Ein kurzer Vorspann leitet ein Interview dabei ein. Um das Interesse zu wecken werden der Fokus und die Kernaussage kurz beschrieben. Auch ein sogenannter Cliffhanger, der Aussagen andeutet, ist ein probates Mittel, um in den Text zu leiten. Die erste Frage sollte zum Weiterlesen anregen. Sie sollte pointiert sein, ungewöhnlich, den Leser aus seinem gewohnten Lesefluss reißen.
Ein Cliffhanger erzeugt beim Leser Spannung und Neugierde
Ebenso wie die Frage beim Halten eines Interviews, bei dem Journalisten versuchen, den Befragten bewusst aus der Reserve zu locken, bietet Sie die Chance, direkt in den Konflikt einzuleiten.Die weiteren Fragen liefern in der Folge immer wieder Überraschendes, ja Widersprüchliches. Befragte sollten hier die Chance sehen, die Widersprüchlichkeiten zu ihren Gunsten auszulegen. Nach circa zwei Dritteln kommt das Interview zum Höhepunkt. Dort präsentiert der Autor die Kernaussage, ehe es auf das Ende zusteuert. Diese folgt aber nicht in einem abfallenden Verlauf. Mit der letzten Frage erzielen Autoren einen Aha-Effekt. Eine ungewöhnliche Wendung, eine Pointe bringt das Interview zu einem runden Abschluss – am besten mit der Wirkung eines Gongs.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/3″][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/4″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][ultimate_heading main_heading=“Weitere Beiträge“ heading_tag=“h3″ alignment=“left“ sub_heading_style=“font-weight:bold;“ main_heading_margin=“margin-bottom:20px;“][/ultimate_heading][vc_basic_grid post_type=“post“ max_items=“3″ gap=“5″ item=“9063″ grid_id=“vc_gid:1567064763979-ee9ee6be-ee2b-8″][/vc_column][vc_column width=“1/4″][/vc_column][/vc_row]