Veröffentlicht am: 23. September 2014Von: Kategorien: PR

Der Wirkung von Wörtern, Sätzen und ganzen Texten sind sich viele Leser nicht bewusst. Doch es ist so: Sie erzeugen Stimmungen und bilden Meinungen. Deswegen ist es wichtig, dass jeder Autor seinen Text, nachdem er ihn fertiggestellt hat, noch einmal bewusst analysiert und genau auf den Ton achtet. Der Ton eines Textes bestimmt, ob dem Leser gefällt was er liest.

Eine Textanalyse bietet sich zu Beginn besonders bei fremden Texten an, dabei können vor allem Einsteiger viel lernen. Nach der Lektüre eines fremden Textes kann der Leser sich fragen: „Warum fand ich diesen Text so spannend?“ oder: „Warum war er so langweilig?“ Indem der Leser versucht diesen Fragen auf den Grund zu gehen, lernt er eine ganze Menge über die Wirkung der Sprache, was alles zwischen den Zeilen steht und wie er selbst bessere Texte schreiben kann.

Zu einer Textanalyse gehören mehrere Schritte. Einige, meiner Meinung nach die wichtigsten, möchte ich nun thematisieren:

  • Welche Darstellungsform und Perspektiven wurden gewählt?

Je nach Geschichte eignen sich unterschiedliche Darstellungsformen: Reportage, Nachricht oder meinungsbetone Texte wie Kommentar oder Glosse. Der Schreiber muss sich bewusst werden, dass jede Darstellungsform andere Facetten einer Geschichte zeigen und thematisieren kann. Bei manchen Textarten taucht man tiefer, bei anderen weniger in die Geschichte ein. So dringt eine Reportage zum Beispiel bis ins Zentrum des Geschehens ein und vermittelt meist aus einer bestimmten Perspektive, während eine Nachricht ein Thema nur neutral, kurz und kompakt vermittelt. Beim Leser werden dabei ganz unterschiedliche Wirkungen erzielt: im ersten Fall fühlt er sich als Teil des Geschehens, im zweiten Fall fühlt er sich nur informiert.

  • Welche Personen treten auf und wie werden diese beschrieben?

Besonders wenn es um Personen geht, kann der Autor durch geschicktes Vorgehen unterschwellig Sympathie zugunsten einer der Personen erzeugen. Die Wortwahl kann den Leser beeinflussen. Schon positiv besetze Verben bewirken eine Menge: Eine Person, die bittet, bewundert oder sich freut wirkt sympathischer als eine Person, die droht, lästert oder schreit. Auch kann die Menge der Informationen viel ausmachen, denn je mehr Informationen der Leser über eine Person hat, desto näher fühlt er sich dieser. Namen- und gesichtslose Figuren wirken unsympathisch und interessieren den Leser nicht.

  • Wie ist der Text formal aufgebaut?

Schon die Satzlänge kann einiges aussagen. Kurze Sätze wirken spannend, impulsiv und aufgeregt, lange Sätze dagegen eher nüchtern und sind oft anstrengend zu lesen. Auch eine wiederkehrende Wortwahl oder Satzstrukturen, rhetorische Mittel und grammatische Elemente helfen, einen Text zu strukturieren bestimmte Inhalte hervorzuheben. In den Köpfen der Leser verankern sie so die Informationen. Passivkonstruktionen erzeugen, mehr oder weniger bewusst, eine neue Stimmung des Lesers: Der Handelnde rückt in den Hintergrund und der Leser gewinnt dadurch Abstand und Neutralität zu diesem, wodurch er sich weniger betroffen fühlt.

Der vielleicht naheliegendste, aber wohl wichtigste Aspekt bei der Wirkung von Texten, ist die Wirkung der einzelnen Worte. Klare, kurze, vertraute Worte rufen andere Emotionen hervor, als unbekannte, ausgefallene und lange. Auch gibt es viele Wörter, die zwar das gleiche aussagen, aber unterschiedliche Assoziationen erzeugen, so zum Beispiel: „nacheifern“, „nachahmen“, „kopieren“ und „nachäffen“. Gemeint ist jeweils dieselbe Aktivität, trotzdem verwendet man diese Ausdrücke nicht synonym. „Nacheifern“ ist ein positiv besetztes Verb, das Bewunderung gegenüber einer anderen Person ausdrückt. „Nachäffen“ wiederrum erzeugt eine vollkommen gegenteilige Stimmung: Hier denkt man an Respektlosigkeit und abwertendes Verhalten.

Warum fand ich diesen Text so spannend?

wie Texte wirken - Bücherstapel

Wörter erzeugen Emotionen. Achten Sie auf die Vokale.

Der Schreiber kann also durch die Wahl seiner Worte bestimmte Emotionen erzeugen. Was viele nicht wissen, ist, dass alleine die Buchstaben, aus denen sich die Worte zusammensetzen,  Emotionen beeinflussen. So bewirken dunkle Vokale (a, o und u) eine eher finstere, aber auch ruhige Stimmung. Im Gegensatz dazu erzeugen helle Vokale (e und i) eine fröhliche, aufgeregte Stimmung. Harte Konsonanten (k,p,r und t) wirken eher aggressiv und abweisend, weiche Konsonanten (b, d, f, m und n) hingegen beruhigend.

Es zeigt sich also, dass Worte sehr viel mehr sind als einfach nur eine Aneinanderreihung von Buchstaben. Wörter, Sätze und Texte können den Leser bewusst und unbewusst beeinflussen. Zwischen den Zeilen steht oftmals mehr, als man auf den ersten Blick wahrnimmt. Bevor der Autor seinen Text freigibt, sollte er diesen also noch einmal durchgehen und genau auf den Ton achten. Trifft er den richtigen, kann er den Leser für sich gewinnen.

Für alle, die mehr erfahren wollen: Folgende Bücher beschäftigen sich umfassender mit dieser Thematik:

– Cappon, Rene J.: Associated Press-Handbuch. Journalistisches Schreiben, Berlin: Autorenhaus Verlag GmbH, 2005, S. 95-111.

– Linden, Peter: Wie Texte wirken. Anleitung zur Analyse journalistischer Sprache, 3. Aufl., Berlin: ZV Zeitungs-Verlag Service GmbH, 2008.10 Tipps für eine gute Pressemitteilung

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